Galerie Netzwerk
"Kämpfen Sie für die Dinge, die Ihnen wichtig sind,
aber tun Sie es auf eine Weise,
die andere dazu bringt, sich Ihnen anzuschließen."
Ruth Bader Ginsburg
Ehem. Richterin am Supreme Court
MÄRZ 2019
Les Rencontres - Treffpunkt Galerie Netzwerk
Räume der Kunst, der Kommunikation und des gesellschaftspolitisch-kulturellen Austausches
In der Trierer Innenstadt, mitten in der Fußgängerzone, können seit über einem Jahr Besucher wie Einheimische einen Ort entdecken, der sie mit auf Reisen nimmt. Die monatlich wechselnden Ausstellungen werden von sehr unterschiedlichen Künstlern, kreativen Menschen und ihren persönlichen Interaktionen getragen - solch eine Galerie zu führen ist eine Herzensangelegenheit.
Nicht der kommerzielle Aspekt ist die treibende Kraft, sondern der Wunsch seiner Stadt eine Adresse zu bieten, die überwiegend regionalen Künstlern die Möglichkeit gibt, ihre künstlerische Botschaft mitteilen zu können. Ein Austausch entsteht, um Menschen miteinander zu vernetzen und die Kunst zu fördern. Eine interessante Kunstausstellung ist immer Ansporn und Inspiration und dies soll weitergetragen werden ... wieder kann etwas Neues entstehen.
Kunst soll bewegen, zum Nachdenken anregen und Menschen zusammenbringen, daher ist der Wunsch, anspruchsvolle Werke zu zeigen, entsprechend groß. Die Künstler selbst sind in der Regel während der Ausstellungszeit anwesend und können direkt von ihren Arbeiten erzählen. Denn zeitgenössische Kunst ist nicht unbedingt einfach zu verstehen und es braucht Zeit und Interesse, sich damit auseinanderzusetzen. Diese Zeit kann man sich hier nehmen, auch weil viele zusätzliche Veranstaltungen diesen Austausch fördern. Ob Live-Musik, Lesung, Diskussionsrunde, Führung, Kurse, ... es passiert immer etwas in der Neustraße 10 - die Künstler werden ermutigt, sich etwas einfallen lassen, um den Kunstgedanken und ihre Werke bestmöglich zu vermitteln.
Natürlich soll auch die Sammelleidenschaft der Besucher geweckt werden, damit der Künstler eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit erlangen kann. Kein leichtes Unterfangen in heutigen Zeiten. „Kultur ist das Herz einer Gesellschaft“ - diese Botschaft sollte wieder stärker ins Bewusstsein rücken, auch deshalb möchte die Galerie Netzwerk für Trier ein offener Ort der kulturellen Begegnung sein, für jedermann. Das Programm der Galerie ist nicht auf Gefälligkeit ausgerichtet, sondern soll die ganze Bandbreite künstlerischen Schaffens reflektieren, die Kontroversen nicht ausschließen, politische und soziale Standpunkte aufgreifen und hinterfragen. Jedoch ist nicht die vordergründige Provokation des Publikums Programm, sondern es geht uns stets um die bewusste Erweiterung menschlicher Rezeption.
Wer neugierig ist und die geöffnete Eingangstür hinter sich gelassen hat, wird einen Gegenpol zur heutigen schnelllebigen Konsumgesellschaft entdecken - tatsächlich ist die Hemmschwelle für viele immer noch groß, eine Kunstgalerie zu betreten - umso überraschter und interessiert sind die Gäste anschließend. Hinter dem vorderen Galerieraum befinden sich noch zwei weitere Ausstellungsräume, die in einen reizvollen Stadtgarten münden, der zum Verweilen einlädt, zum gegenseitigen Kennenlernen und Diskutieren. „Großstadtflair“ und „Wohlfühloase“, die Besucher sind begeistert und versprechen wiederzukommen, auch um die Gespräche fortzuführen. Und dabei geht es nicht immer nur um die Ausstellungsstücke oder Kunst allgemein. Gesellschaftspolitik, Stadtentwicklung, Klimakrise, ... die Themen sind vielfältig - die Galerie Netzwerk tritt bewusst unabhängig, unangepasst und kontrovers auf.
Die Galerie selbst, in der Vielfalt ihrer Ausstellungsflächen, ist kein statisch festgezurrtes Gebilde, sondern entwickelt sich ständig weiter, es wird umgestaltet, der Garten und Gartenhaus können gleichfalls als Ausstellungsfläche einbezogen werden. Der Kooperation mit anderen ortsansässigen Galerien oder Vereinen stehen wir sehr positiv gegenüber; auch als Mitorganisator an anderen Orten könnte eine Beteiligung stattfinden.
Gerne zeigen wir in Zukunft auch Werke von gestandenen, älteren Künstlern, die auf ein bedeutendes Lebenswerk zurückblicken können. Aber andererseits ist es ein besonderes Anliegen der Galerie, jungen Menschen den Zugang zum Kunstmarkt zu erleichtern und so bemühen wir uns, aufstrebenden Talenten schon recht frühzeitig adäquate Ausstellungsmöglichkeiten anzubieten. So ist es auch Ziel, als kulturelles Aushängeschild einer Fachhochschule oder Universität aufzutreten, ohne auch hier unsere Unabhängigkeit und Identität zu verlieren.
Kultur als Standortfaktor. Kultur wirkt förderlich für die gute Reputation einer Stadt, für Sympathie und Glaubwürdigkeit.
„Im Gegensatz zur Wirtschaft ist die Kultur, eine Bereicherung für jedermann!“
Wären die Menschen gastfreundlich und großzügig,
dann würden sie sich nicht bekriegen.
Lasst uns treffen und plaudern,
gemeinsam ist es viel schöner.
Kultur ist unsere Sprache und unser Herz.
Bettina Ghasempoor
Text Dezember 2018
Die Galerie ist ein recht junges Element in der Trierer Kulturszene. Eine private Galerie, welche in einer ersten Phase seiner Existenzgründung vor allem einmal erste Erfahrungen sammeln wollte, ohne ein rigides, klar definiertes Konzept zu besitzen.
Die Grundidee war es einfach zu schauen, was passiert, wenn man Künstlern jeden Alters und jeder Arbeitsweise Raum und Möglichkeiten unentgeltlich zur Verfügung stellt, ohne ihnen dabei irgendwelche Beschränkungen aufzuerlegen. Außer vor Ort zu sein während den Öffnungszeiten. Dies aber stellte von vornherein eine Beschränkung bei der Auswahl der Künstler dar, allein wegen Zeitmangel, Anreise, etc.
Im Sommer 2017 haben wir mit kleinen Ausstellungen im Vorderraum zur Neustraße begonnen, ehe die Galerie offiziell unter dem Namen Galerie Netzwerk am 8. November 2017 mit einer recht eindrucksvollen Einzelausstellung von Martina Diederich startete. Martina hat während der Zeit vor Ort gearbeitet, gemalt … eine angenehme Zeit...
Ein Jahr später und um einige Erfahrungen reicher, ist es der Moment gekommen, sich neue Ziele zu setzen.
Obwohl die Besucherzahl beachtlich gestiegen ist im Laufe der Zeit, sich die Galerie auch etabliert hat, ist die Kritik an der Qualität der Ausstellungen in den letzten Wochen grösser geworden. Als Betreiber der Galerie muss ich mich dieser Kritik stellen, da ich die Verantwortung trage für das Erscheinungsbild der Galerie nach außen. Diese Verantwortung will und kann ich auch nicht auf die ausstellenden Künstlern abwälzen.
Die Zeit des unbegrenzten Experimentierens soll vorbei sein, die Ausstellungen eine mehr oder weniger gleichbleibende, bessere Qualität in Zukunft ausstrahlen.
Bettina Ghasempoor ergänzt das überschaubare Führungsgremium gleichberechtigt, dh mit einem Schlag wurde die Leitungsmannschaft verdoppelt. Die wohl wichtigste Änderung überhaupt.
Was bleibt ist der Ateliercharakter der Räume, die Offenheit für Projekte jeglicher Art, die Möglichkeiten vor Ort zu arbeiten. Auch sollen junge Künstler und Anfänger weiter Möglichkeiten des Ausstellens gewährt bekommen, mit angepassten Formaten der Präsentation. Die Ansprüche an die Künstler werden jedoch anspruchsvoller und die Auswahl der Projekte differenzierter. Dafür muss die Präsenz vor Ort während den Öffnungszeiten nicht mehr unbedingt gewährleistet werden.
Philosophie der Galerie
JANUAR 2018
Gewisse Träume trägt man oft ein halbes Leben oder gar länger mit sich herum
Anderen Künstlern eine Plattform zu bieten, um ihre Werke einem größeren Publikum zu präsentieren ist mit Sicherheit einer dieser sehr lang gehegten Wünsche. Angefangen hat es schon Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, als sich in Luxemburg eine Handvoll junger Fotografen zusammengeschlossen haben, um die Fotografie als Kunstform zu fördern, Ausstellungen zu organisieren oder gar eine Fotogalerie zu eröffnen. Wie bei vielen kollektiven Ideen hat sich auch diese Initiative nach ein paar Jahren entzaubert, die Mitglieder haben sich langsam auseinandergelebt und sich aus den Augen verloren.
Der Initialgedanke und die gesteckten Ziele sind jedoch über die Jahrzehnte nicht erloschen. Die Malerei, Skulptur, Architektur haben mein privates Schaffen und Interessengebiet erweitert. Deshalb gebar auch irgendwann der Wunsch von einem größeren Atelier, wo dann auch die Möglichkeiten bestehen würden, kleine Ausstellungen zu organisieren.
Kunst ist vor allem Kommunikation, die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen über mannigfaltige Bereiche des Lebens auszutauschen, diese zu visualisieren. Dennoch sollte für mich immer ein Bezug bestehen zwischen den Themen, welche bearbeitet werden und den Besuchern.
Der Name Netzwerk steht für gegenseitige aktive interkulturelle Vernetzung.
Andere Sehensweisen, Herangehensweisen, Infragestellungen, das sollte schon sein, auch ein gewisses politisches Engagement kann nicht ausgeschlossen werden.
Keine klassisch private Galerie im herkömmlichen Sinne … die Kunst und Kultur sind vielmehr der Vermittler zwischen den Menschen. Aber auch kein Mittel zum Zweck, sondern ein eigenständiges Ausdrucksmittel, der für viele Menschen ein unausweichliches Schaffen darstellt.
Ein Ort der eher leisen Töne, der Zwischentöne, vornehmlich mit moderaten Versprechen. Keine musealen Gebärden. Auch die Bearbeitung aktueller Themen, ohne schreierisch zu agieren. Oder anders formuliert, ein sehr lebendiger, warmer Schaffensraum. Eine Keimzelle, dabei eher alternativ modern, nicht perfekt, aber auch von ästhetischer Qualität.
Der Ort soll allen kreativen Menschen die Möglichkeit, eine Plattform, bieten, mit anderen Menschen in Verbindung zu treten. Er soll vor allem eine Lücke schließen, um eigene, persönliche Ausstellungen zu organisieren, mit hohem Qualitätsanspruch. Ein Ort des Begegnens, des Austauschs. Raum, um neue Erfahrungen zu sammeln, um mit anderen Sichtweisen konfrontiert zu werden.
Galerieräume, die aber auch immer wieder einer stetigen Veränderung unterliegen, kein steriler Ort, sondern praktisch ein Labor zum Austesten. Er wendet sich vornehmlich an Künstler aus der Region, aber diese darf sich ruhig ausdehnen und bis nach Saarbrücken, Metz, Luxemburg, Koblenz, Wallonien erstrecken.
Immer noch selbst im Berufsleben stehend, ist das kulturelle Betreiben dieser Räume aber sogleich schon ein Projekt für die Phase, wo mir mehr Zeit zur Verfügung stehen wird. Deshalb betreibe ich im Moment die Räume eher reduziert, ohne allzu große Werbung. Eine Phase des Austestens.
So erklärt es sich, dass ich nicht mit einem klar definierten Programm oder Konzept gestartet bin, sondern teste aus was geht und was nicht.